Neue Perspektive durch Blickwechsel
«Ich hebe meine Augen auf» – warum waren sie vorher am Boden gewesen? Was war dem Verfasser des Gebets auf dem Kalenderblatt widerfahren? Schaut er nach oben, ob er endlich von dort Hilfe bekommt, nachdem niemand um ihn herum helfen konnte? Oder war eine Enttäuschung so groß gewesen, dass er sich von keinem Menschen mehr helfen lassen wollte? War sein Schmerz so groß, dass er am liebsten vom Erdboden verschwinden würde und er schon in die Weite des Himmels späht? Ich finde es gut, wenn ein Mensch seinen Blick erhebt und sich für andere Gedanken durch Blickwechsel öffnet, nicht an festgefahrenen Gedanken und Handlungen hängenbleibt, die schon so oft gedacht wurden und doch nicht weitergebracht hatten.
Der Schreiber der Psalmverse tut zwei wichtige Schritte: Zum einen erkennt er, dass er hilfsbedürftig ist. Zum anderen stellt er fest, dass er jemanden braucht, der den Überblick hat und mehr als er selbst weiß. Wie klug von ihm, dass er seinen Blick vom Üblichen abwendet und sich neuen Möglichkeiten der Hilfe zuwendet. Wir wissen nicht, wie es kam, dass er sich sicher war, dass seine Hilfe vom Herrn und Schöpfer aller Dinge kommt. Aber an vielen Stellen in der Bibel können wir von solchen Erlebnissen lesen. Auch ich selbst habe oft durch einen Blickwechsel zu Gott und dem, was er mir durch sein Wort zeigt, Trost, Hilfe und Kraft bekommen. Er freut sich, wenn Menschen ihn suchen und sich ihm anvertrauen. Er sagt:«Wer mich sucht, der wird mich finden».
Gerty Walper, Mainz